Erstes Slow-Dating kommt bei der Zielgruppe an

Rund 50 TeilnehmerInnen sorgten für eine lebhafte Veranstaltung

Recklinghausen - Es war, als hätten die Menschen auf das Slow-Dating gewartet. Das Kontaktforum für nicht mehr ganz junge Menschen, wurde begeistert angenommen. Und das in Zeiten von Corona! Aber vielleicht sind es gerade diese Zeiten, in denen die Menschen spüren, wie wichtig soziale Kontakte sind. Was alle einte, war der Mut, sich auf so eine Form der Veranstaltung einzulassen. „Ich traue mich mal zu kommen“, sagten viele bei der Anmeldung. Nicht dem Zufall zu überlassen, Menschen kennenzulernen, sondern ganz bewusst und zielgerichtet diesen Wunsch zu verfolgen, erforderte offensichtlich Mut.  

Mehr als sechzig Menschen hatten sich für die Veranstaltung interessiert, die meisten im Alter zwischen 60 und 70 Jahre. Weil die Räumlichkeiten begrenzt waren, wurde die Anmeldeliste bei fünfzig geschlossen. Sie kamen fast alle. Oft erzählten sie ihre Beweggründe schon am Telefon. Die meisten suchten in erster Linie nicht „den besonderen Menschen“, die Partnerin oder den Partner für ein gemeinsames Leben. Kontakt zu anderen Menschen sei ihnen wichtig, Menschen mit ähnlichen Interessen und mit denen man gemeinsam Freizeit gestalten und reden kann. Sich nur um die Familie, die Kinder und Enkelkinder zu drehen, sei unbefriedigend. Ob die wenigen Männer, die sich anmeldeten, eher offen für eine Paarbeziehung waren? Tatsächlich waren sie nach allen Seiten offen und führten lebhafte Gespräche sowohl mit Frauen als auch untereinander.  

Lebhaft war die Veranstaltung. Lebhaft und auch laut. Alle trugen Masken und mussten laut sprechen, um miteinander kommunizieren zu können. Nach der Begrüßung, einer kurzen Andacht über Mut und der Erinnerung an die Abstandsregeln gab es die Möglichkeit, zu zweit und mit wechselnden PartnerInnen ins Gespräch zu kommen. Es gab auch die Möglichkeit, sich an größere Gruppentische zu setzen, was mehr als die Hälfte der Gäste auch wahrnahm. Egal welcher Platz gewählt wurde, die Kommunikation war anstrengend – aber nur wegen der Masken.  

Dennoch blieben die meisten bis zum Schluss. Da gab es Menschen, die einfach nur zuschauten und Spaß hatten an dem bunten Treiben. Manche wirkten erst unbeteiligt, kamen dann aber doch ins Gespräch. Andere fanden sich sofort in größeren Gruppen zusammen. Eine Gruppe von acht Frauen verabredete sich innerhalb kurzer Zeit für gemeinsame Freizeitaktivitäten und tauschten Namen und Adressen aus. Nach dem Lockdown werden sie sich regelmäßig treffen. Sie wirkten zufrieden und bedankten sich überschwänglich. Wie viele Verabredungen an den Zweiertischen getroffen, wie viele Telefonnummern ausgetauscht wurden, blieb uns verborgen. Deutlich war, wie dankbar viele waren, dass ihnen diese Kontaktfläche geboten wurde. „Eine tolle Idee“ sei das gewesen. Es sei doch so wichtig, solche Begegnungsmöglichkeiten zu haben. Wo solle man sonst Gleichgesinnte finden? (Online-Portale waren für viele uninteressant.) Dass die Kirche sowas anbiete... Ob das nochmal stattfinden würde, wurde gefragt. Sie würden wiederkommen ...  

Wenn Gespräche ohne Maske und ohne Abstand möglich sind, werden wir erneut diese Veranstaltung anbieten. Ob als Dating oder einfach nur als offener Treff für Begegnung müssen wir noch überlegen. Aber vielleicht machte gerade das den Reiz aus: dass unter den vielen Menschen vielleicht doch der eine „besondere“ Mensch dabei ist, der nicht nur das Herz wärmt…  

Diese Veranstaltung war die erste, die unter dem Label „LebensWeise“ stattfand. Sie wurde von der Ev. Fachstelle Seelsorge im Alter und Quartiersentwicklung organisiert. Weitere Veranstaltungen für Ältere werden folgen. (Pfarrerin Ilona Klaus)