Vorwürfe gegen das Bündnis für Fairness, Respekt und Toleranz - Reaktionen auf Appell von Kirchen und DGB

Dr. Hans Hubbertz nimmt dazu für die Ev. Kirchenkreise Stellung

Kirchen und DGB mit gemeinsamen Appell

Foto v.l..n.r.: Synodalassesorin Kirsten Winzbeck, Probst Jürgen Quante, Dr. Hans Hubbertz, Synodalassesor Achim Solty nach dem Pressegespräch mit der Recklinghäuser Zeitung

Recklinghausen - Wie am 03.09.20 berichtet haben die Evangelische Kirche und die Katholische Kirche in Recklinghausen sowie der DGB Region Emscher-Lippe einen Appell zu Toleranz und Respekt im Kommunalwahlkampf 2020 veröffentlicht. Dazu erschien gestern in der RZ ein Artikel. Der AfD-Kreisverband beschwerte sich im Nachgang zur Berichterstattung über das Bündnis für Fairness, Respekt und Toleranz. DGB und Kirchen hätten "billige Effekthascherei" und "Selbstgerechtigkeit" betrieben.  Die AfD sei "außen vor gelassen" worden bei einem "so elementaren und dringlichen Anliegen". 

Zu diesen Angriffen nahm Pfarrer Dr. Hans Hubbertz für die Evangelischen Kirchenkreise inhaltlich Stellung wie folgt: 

Warum das Bündnis für Fairness, Respekt, Toleranz im Kommunalwahlkampf 2020 im Kreis Recklinghausen die AfD nicht zur Unterzeichnung eingeladen hat. 
 
Möchten Sie auch gern als Schweinshaxen‑Fan von Vegetariern zum Essen eingeladen werden? Oder zur Fahrraddemo, wenn Sie lieber bei „Fridays for Hubraum“ cruisen? Parteifunktionäre der AfD beklagen derzeit, Kirchen und Gewerkschaften hätten sie schlimmerweise nicht zur Unterzeichnung der Selbstverpflichtung für „Fairness, Respekt, Toleranz“ im Kommunalwahlkampf 2020 eingeladen.  

Welchen Sinn würde aber eine solche Einladung machen, wenn die Eingeladenen diese Ziele gar nicht teilen? Bekanntlich wird die Partei in zwei östlichen Bundesländern vom Verfassungsschutz als Verdachtsfall wegen rechtsextremistischer Bestrebungen beobachtet. Im Westen wollte die AfD in ähnlicher Richtung per Landtagsanfrage wissen, welchen Pass die Balletttänzer und Orchestermusiker an staatlichen Theatern und die Sänger in Opernstudios haben. Die Frage, ob die AfD als Partei nur aus Nazis bestehe, beantwortete der Kabarettist Nico Semsrott wie folgt: Nein, nicht nur Nazis. Vermutlich bestehe die Partei lediglich aus zwei Gruppen, nämlich einer Versammlung von Nazis, Kryptofaschisten und Neonazis, ‑ und aus solchen, die nichts gegen Nazis haben. Führende AfD‑Leute servierten stets passenden Klartext: Die Hitlerzeit sei ein „Vogelschiss“ in der Geschichte, die in Hamburg geborene SPD‑Politikerin Aydan Özoguz ein Fall, der in Anatolien „entsorgt“ werden sollte, muslimische Flüchtlinge seien „Kopftuchmädchen und Messermänner“. 
Mit „Fairness, Respekt, Toleranz“ oder christlichen Werten hat dieses alles offensichtlich nichts zu tun. 

Foto: Jörg Eilts