„In der Ruhe liegt die Löwenkraft"

Jahrestagung brachte neue Impulse für Telefonseelsorger*Innen

Foto v.r.n.l.: Gunhild Vestner (Leitung), Ursula Funken (ehrenamtliche Telefonseelsorgerin), Torsten Frege (stellv. Leitung) und Heiner Fehlker (ehrenamtliche Telefonseelsorger) freuen sich darauf, die Erfahrungen von der Tagung in die Praxis umzusetzen

Recklinghausen – Drei Tage lang gab es vom 20. - 22. August für die Mitarbeitenden der ökumenischen Telefonseelsorge im Kreis Recklinghausen reichlich Motivationstipps für ihre tägliche Arbeit. An der Jahrestagung in der Akademie Klausenhof in Hamminkeln nahmen rund 60 Haupt- und Ehrenamtliche der Telefonseelsorge teil.

Im Fokus der Veranstaltung stand das Züricher Ressourcen Modell (ZRM), das Veränderungen an der inneren Haltung bewirken soll. Immer wieder melden sich bei der Telefonseelsorge am Telefon und im Chat Frauen und Männer, die sehr schwierige Lebenslagen meistern müssen. „Früher hat sich die Ehefrau mit ihren Eheproblemen gemeldet, heute sind es häufig ganz viele Problematiken, die zusammenkommen und sich über Monate und Jahre ziehen”, beschreibt Pfarrerin Gunhild Vestner die extrem brüchigen Situationen. Oftmals fehle die Kraft, sich aus der Lage zu befreien, neuen Mut zu tanken.

Motivieren – aber richtig, mit Motto-Zielen und Embodiment schnell und nachhaltig Ressourcen aktivieren.

Zwei Methoden, die Arbeit mit Motto-Zielen und Embodiment, sollen künftig dazu beitragen, den Menschen Kraft zum Durchhalten zu verleihen und sie anzuregen, um notwendige Veränderungen - auch auf der Ebene der inneren Haltung – effektiv anzubahnen. Vorgestellt wurde das Modell von der erfahrenen Referentin Dr. Maja Storch und ihrem Team des Instituts für Selbstmanagement und Motivation Zürich (ISMZ). Dr. Storch hat das Züricher Ressourcen Modell mitentwickelt und ist eine der international anerkannten Expertinnen für Embodiment. Das Modell fußt auf den neuronalen Erkenntnissen, dass es in unserem Hirn zwei Bewertungssysteme gibt. Gemeint sind damit der Verstand und das emotionale Erfahrungsgedächtnis, also das Wissen um die Möglichkeiten und auf der anderen Seite der innere Schweinehund, der einen (ver-)zweifeln lässt. Die Herausforderung für die nachhaltige Motivation besteht darin, weiß Frau Vestner, „dass beide mit ihm Boot sein müssen”. Dies soll bei dem Züricher Modell mittels passgenauer „Kraftbilder” trainiert werden, die Emotionen ansprechen und das Bauchgefühl positiv stimmen. „Bilder wie das vom in sich ruhenden Löwen”, so die erfahrene Leiterin, „dass z. B. den gestressten Manager runterkommen lässt.”

Zum Vortrag gab es verschiedene Workshops, wo das Gelernte von den Teilnehmenden ausprobiert werden konnte. Für die erfahrene Telefonseelsorgerin Ursula Funken waren es hilfreiche Übungen, die sie demnächst in der Praxis umsetzen möchte: „Das sind weitere Schlüssel in meinem Handwerkskoffer, die kann ich nicht überall und bei jedem anwenden, aber wenn man sie gezielt einsetzt, können sie sehr hilfreich sein.”

Text und Foto: Jörg Eilts