Arnd Henze sprach über die USA unter Trump

Arnd Henze sprach über die USA unter Trump

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Arnd Henze sprach über die USA unter Trump

Zu Beginn des Abends hielt Arnd Henze (WDR-Journalist und Mitglied der EKD-Synode) in der Christuskirche ein originale Trump-Bibel hoch. Sie sei im Internet zu erwerben, man könne Sie auch mit Autogramm des Präsidenten – selbstverständlich für einen entsprechenden Preis – erhalten, sie sei in China gedruckt und werde steuerfrei in die USA eingeführt. Gelächter im Publikum. 

Aber das Lachen verstummte im Verlauf des Abends als Henze fragte: Woher kommt es eigentlich, dass es in der rechten und eher weißen Anhängerschaft der Republikaner in den USA einen starken Hass auf die Demokratie und eine starke „Sehnsucht auf Rache“ gibt? Mit einer solchen Begrifflichkeit hat Donald Trump Wahlkampf betrieben und eine sehr starke Unterstützung bei der religiösen Rechten erhalten. Aktuell ist er dabei, das angekündigte Programm wie z.B. die Steuerpolitik, die Zerschlagung der Entwicklungspolitik oder der Gesundheitsbehörden umzusetzen. 

Um die tieferen Ursachen zu verstehen, ging Arnd Henze einhundert Jahre zurück und erzählte vom sog. Affenprozess im Jahr 1925 in Tennessee. Die „frommen weißen Christen“ hatten damit das Verbot der Lehre von Charles Darwin durchgesetzt. Darwins Lehre wie zuvor die Industrialisierung, die Gleichberechtigung der Geschlechter und die Rassenfrage, all das bedrohte die „guten alten Ordnungen“ derer, die sich als Nachkommen der Siedler verstanden und verstehen. 

Gerade im ländlichen Raum wurden und werden die alten „Fundamente“ auf Grundlage der Bibel (Schöpfung in sieben Tagen, Verhältnis von Mann und Frau usw.) verteidigt und jede Entwicklung der modernen Welt führe für viele Weiße in den USA zu weiteren Demütigungen der „guten alten Ordnungen“. Einhundert Jahre lang haben die weißen nationalistischen Protestanten sich als Unterlegene erlebt, während die städtische und gebildete Bevölkerung sie als rückständische Hinterwälder vorführte. 

Sehr kenntnisreich und in beeindruckend freier Rede schilderte Henze die Entwicklung des 20. Jahrhunderts in den USA bis hin zur „ultimativen Kränkung der weißen USA“ durch die Präsidentschaft Barack Obamas. Die teaparty-Bewegung verpackte den Rassismus neu und deutete zentrale Begriffe neu: So ist Freiheit die Freiheit der Weißen, nicht für die farbigen Minderheiten durch Steuern und Abgaben bezahlen zu müssen. Pete Hegseth, Verteidigungsminister der USA, tritt offen für die Abschaffung des Frauenwahlrechts oder die Todesstrafe für homosexuelle Menschen ein. 

Im Publikum war es inzwischen sehr still geworden. Und Arnd Henze fragt genau das, was viele dachten: Und wo ist die Opposition? Seine Antwort lautet: sie wird jeden Tag bedroht, unterdrückt und eingeschüchtert. Und sie ist leise. Bischöfin Budde gab mit ihrer leisen Stimme Millionen Menschen eine Stimme. An Universitäten und in Gemeinden gibt es heute aber viel Solidaritätsarbeit und Unterstützung für diejenigen, die von der Trump-Administration jeden Tag bedroht werden. 

Arnd Henze hat an diesem Abend einen hoch informativen, spannenden Vortrag gehalten. Berührend war besonders die hoffnungsvolle Erinnerung an die Aufgabe der Kirche, die Bonhoeffer schon sehr früh benannt hat: 1. den Staat an seinen Auftrag erinnern, für Recht und Frieden zu sorgen (wie es die Bischöfin Mariann Budde im Angesicht Trumps gemacht hat), denn der Staat ist der Schutzraum für die Schwächeren. 2. Bei den Menschen zu sein, für die Schwachen einzutreten und den Opfern zu helfen (wie es hunderttausende in den USA tun) und 3. dann aber auch bereit sein, den Preis zu zahlen - eben "dem Rad in die Speichen zu fallen". 

Das heißt für viele Menschen und Gemeinden, dass sie sich entscheiden müssen, die Lähmung zu überwinden und in konkreten Schritten zu handeln.

Eine zentrale Frage wird sein, ob der wichtige Schutzraum des Rechts für alle Menschen Bestand haben wird. Vieles von dem, was Arnd Henze benannt hat, ist auch in Deutschland aktuell virulent. Insofern war es ein sehr guter Abend für fast einhundert Gäste in der Christuskirche. Für die Ev. Akademie Recklinghausen und die Altstadtgemeinde Recklinghausen war es eine große Freude, Arnd Henze am 2. September zu Gast zu haben! (PB)

Foto: Akademie Recklinghausen

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