21/10/2024 0 Kommentare
Erkenntnisse gehen schon mal unter die Haut
Erkenntnisse gehen schon mal unter die Haut
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Erkenntnisse gehen schon mal unter die Haut
Foto: Der Journalist, Philosoph und Theologe Dr. Frank Hofmann (Bildmitte) mit Pfarrerin Gunhild Vestner und dem ehemaligen Superintendenten Pfarrer Peter Burkowski.
Mit großer Aufmerksamkeit folgten etwa 50 Zuhörende am 10. Oktober im Gemeindezentrum Arche der spirituellen Wanderung durch fünf Etappen, die Frank Hofmann als eine Suche beschreibt, bei der man manchmal „Krümel findet“.
Aufgewachsen in der Enge eines frommen neuapostolischen Elternhauses, suchte Frank Hofmann zunächst die „Weite des Denkens“ im Studium von Philosophie, Germanistik und Mathematik. Jahrzehntelang begleitete ihn ein strikter Atheismus, aber er blieb offen und suchend.
Er lernte das Staunen im Studium der Mathematik; immer noch fasziniert von diesen Erkenntnissen lud der Referent auch die Zuhörenden zum Staunen ein, indem der die mathematische Fibonacci-Folge mit Beispielen aus der Natur (Gänseblümchen, Kohlsorten) in Verbindung brachte. Eine Erkenntnis des berühmten Mathematikers Leonard Euler, die „Eulersche Identität“, hat es ihm so angetan, dass Hofmann sich diese Formel auf den Arm tätowieren ließ. Es gibt in der Naturwissenschaft an vielen Stellen einen Bedeutungsüberschuss, den die Wissenschaft nicht erklären kann.
Um Bedeutungsüberschuss ging es auch in der nächsten Station der spirituellen Wanderung in der Verbindung von Christentum und Bewegung. Durch verschiedene Anstöße (u.a. ein Gespräch mit Margot Käßmann) entwickelte Frank Hofmann (jetzt Chefredakteur von „Runners World“) Angebote und Kurse für „Spirituelles Laufen“. Dem liegt die Erfahrung zu Grunde, dass beim längeren Laufen Erfahrungen von tiefer Entspannung, Problemlösungen und kreativen Prozessen gemacht werden können. Und wieder geht es um Staunen und um Bedeutungsüberschuss.
Aber der Weg geht weiter und führt Hofmann zum (nebenberuflichen) Studium der Theologie; hier entdeckt er insbesondere beim Theologen Karl Barth, dass Gott als der „ganz Andere“ immer ein abwesender Gott ist, der den Menschen etwas zu sagen hat. Deshalb ist es die Aufgabe der Kirche das Wort Gottes, die Kommunikation über diesen „ganz Anderen“ u.a. durch lyrische Formen, Erzählungen, Berührendes. Dieser Aufgabe widmete sich Hofmann als Chefredakteur des „Anderen Advent“, der auflagenstärksten Publikation in der evangelischen Publizistik (Auflage 750.000).
Die letzte Station des Weges setzt sich mit der Erfahrung von Leid auseinander: die Bilder vom 7. Oktober 2023, der Krieg in der Ukraine, das Leid der Opfer sexualisierter Gewalt. Die Frage nach dem Bösen in der Welt und eines Ausgleichs ist gefragt. Die Frage nach dem unendlichen Leid, die Theodizeefrage bewegt aktuell Frank Hofmanns Suchbewegung: „Nicht nach einer Antwort sollten wir suchen, sondern nach einer Sprache, die diese Frage als die dringendste von allen aktuell hält.“ Spiritualität wird zum Trotz: im Aufstand gegen die Ungerechtigkeit nimmt Hofmann die Gerechtigkeit wahr, die fehlt. Und auch hierin sieht er einen nicht erklärbaren Bedeutungsüberschuss.
Eine spannende spirituelle Wanderung mündete in eine abschließende Gesprächsrunde. Einige Krümel konnten mit nach Hause genommen werden. (Peter Burkowski)
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