
07/07/2025 0 Kommentare
Frisch vermählte Vikarin stellt sich vor
Frisch vermählte Vikarin stellt sich vor
# Neuigkeiten

Frisch vermählte Vikarin stellt sich vor
Erst kürzlich hat unsere ZukunftsGestalt Nr. 4 geheiratet. Ihr neuer Name sorgt in der Gemeinde noch für ein wenig Verwirrung. Und auch sie selbst muss sich an den neuen Familiennamen gewöhnen, damit sie sich nicht aus Versehen mit Frau Dombrowski vorstellt.
Name: Corinna Schilde
Alter: 29
Job (bei Kirche): Vikarin
Warum haben Sie sich für eine theologische Laufbahn entschieden?
Das hatte viele Gründe. Entscheidend war wahrscheinlich mein Elternhaus. Mein Großvater war Pfarrer und auch mein Vater ist Pfarrer. Allerdings nicht in der Gemeinde, sondern am Berufskolleg. Beide prägten mich mit ihrem Berufsbild.
Meine Mutter arbeitete damals in meiner Kindheit als Ehrenamtliche & Prädikantin in der Markuskirche in Hassel, die Anfang diesen Jahres geschlossen wurde. Dort nahm ich an vielen Aktionen teil und arbeitete später ebenfalls ehrenamtlich in der Gemeinde. Ich wuchs sozusagen in der Kirche auf. Irgendwann dachte ich mir, dass ich gerne beruflich in diesem Bereich bleiben und mehr über meinen Glauben erfahren möchte. So kam es, dass ich ein Theologiestudium aufnahm und dabeiblieb.
Wo machen Sie ihr Vikariat?
Mein Vikariat ist in der Christus-Kirchengemeinde in Herten. Nach dem bestandenen 1.Examen trat ich am 1.Oktober.2023 meine Stelle an.
Herten ist für mich ein Glücksfall, da ich selbst aus Gelsenkirchen stamme und gerne hier wohnen bleiben wollte. Die Landeskirche in Westfalen bespricht mit uns Vikar*innen unseren Vikariatsstelle ab. Als am Schluss dieses Prozesses Herten herausrauskam, war ich mehr als glücklich, da ich nur 15 Minuten von der Gemeinde entfernt wohne. Die Gemeinde gefällt mir sehr gut. Ich haben mich herzlich aufgenommen gefühlt und arbeite mit allen daran die Gemeinde zu gestalten.
Ich werde sehr traurig sein, wenn ich diese Gemeinde nächstes Jahr im April für meinen Probedienst verlasse.
Der Kirche geht bekanntlich das Personal aus. Wenn Sie jemand fragt, warum sie (er) Pfarrerin oder Pfarrer werden sollte. Was antworten Sie ihr oder ihm?
Das ist eine gute Frage, denn immer, wenn ich in meinem Bekanntenkreis sage, dass ich Pfarrerin werden möchte, fragen sie mich, warum ausgerechnet dieser Beruf. Darauf antworte ich:
Der Pfarrberuf ist einer der vielseitigsten Berufe. Ich kann in die Schule gehen, als Seelsorgerin arbeiten oder in der Gemeinde tätig sein. Auch wenn sich die Personalsituation verändern wird, hoffe ich, dass diese Bereiche gleichberechtigt nebeneinander bestehen bleiben. Gerade diese Freiheit liebe ich an diesem Beruf. Ein riesiger Vorteil des Berufs ist auch, dass man, wie man so schön sagt, sein „eigener Chef ist“. Als Pfarrer*in ist man in seiner Terminplanung frei. Man ist flexibler als in anderen Berufen und das ist in der heutigen Zeit Gold wert. Natürlich hat das auch seine negativen Seiten, denn gerade in solchen Berufen kann sich jeder überarbeiten. Termine gibt es immer, dass können Sie mir Glauben. Aber genau deswegen lernt man in der Ausbildung auch Selbstfürsorge. Die Ausbildung im pastoralen Seminar ist darauf ausgelegt, uns für unseren Beruf zu stärken, und wir lernen, mehr an unseren Stärken und Schwächen zu arbeiten.
Wie kann Kirche jünger werden?
Die Frage, wie die Kirche jünger werden kann, ist von großer Bedeutung, und ich bin überzeugt, dass Sichtbarkeit eine entscheidende Rolle spielt. Die Kirche muss nach außen hin präsent bleiben und aktiv in der Gesellschaft wirken. Ein besonders wichtiger Ort, an dem dies geschehen kann, ist die Schule. Berufsschulpfarrer*innen und Schulpfarrer*innen haben die Möglichkeit, direkt mit den Kindern und Jugendlichen in Kontakt zu treten. Diese Begegnungen sind wertvoll, denn sie ermöglichen es der Kirche, in den Lebenswelten der jungen Menschen sichtbar zu sein und ihnen auf eine zugängliche Weise zu begegnen.
Der Religionsunterricht in den Schulen ist eine Kernaufgabe, die nicht nur die religiöse Bildung fördert, sondern auch dazu beiträgt, die Kirche für die jüngere Generation relevant zu machen. Hier können wir Werte und Glaubensfragen aufgreifen, die für die Jugendlichen von Bedeutung sind, und ihnen helfen, ihren eigenen Glauben zu entdecken und zu entwickeln.
Darüber hinaus sind die Bereiche der Kinder- und Jugendarbeit sowie die Konfirmandenarbeit essenzielle Bausteine, um die Kirche jünger zu gestalten. Diese Angebote schaffen Räume für Gemeinschaft, Austausch und persönliche Entwicklung. Sie ermöglichen es den jungen Menschen, sich aktiv in die Kirche einzubringen und ihre eigenen Ideen und Perspektiven einzubringen.
Dies hat auch die neuste Kirchenmitgliedschaftsstudie herausgearbeitet.
Und nicht zu vergessen: Ein bisschen Humor in den Predigten kann Wunder wirken! Schließlich ist der Glaube nicht nur ernst, sondern auch voller Freude und Lebensfreude. Wenn wir es schaffen, die frohe Botschaft auf eine ansprechende Weise zu vermitteln, können wir die Herzen der Menschen erreichen und sie dazu einladen, Teil unserer Gemeinschaft zu werden.
Wie muss für Sie die Kirche der Zukunft aussehen?
Da stellen Sie mir eine Frage, die gerade in meiner Ausbildung eine große Rolle spielt – und die theologisch und praktisch viele Ebenen berührt. Ich bin überzeugt, dass sich die Kirche der Zukunft strukturell wie inhaltlich verändern muss, um weiterhin wirksam und glaubwürdig zu sein.
Zum einen wird sie wohl die traditionellen parochialen Grenzen hinter sich lassen müssen. Die Realität zeigt: Es gibt immer weniger Pfarrer*innen – viele gehen in den Ruhestand, zu wenige rücken nach. Parallel dazu nimmt die Zahl der Kirchenmitglieder ab. Das hat zur Folge, dass Gebäude geschlossen, Gemeinden zusammengelegt und Ressourcen neu verteilt werden müssen. Kirche wird sich stärker regional und vernetzt aufstellen müssen.
Diese Entwicklungen fordern uns heraus, aber sie eröffnen auch Chancen – etwa für neue Formen kirchlichen Lebens, für mehr Kooperation, mehr Beteiligung und neue Zugänge zum Glauben.
Ein zentraler Begriff in diesem Zusammenhang ist der, der kirchlichen Orte. Diese Orte sind bewusst auf bestimmte Anliegen oder Zielgruppen ausgerichtet und vereinen ehrenamtliches, vereinskirchliches Engagement mit professionell begleiteten Schwerpunkten.
Beibehalten möchte ich den Kernauftrag: das Evangelium in Wort und Tat weiterzugeben, Menschen zu begleiten, Trost und Hoffnung zu geben. Doch wie das geschieht, muss neu gedacht werden. Es braucht Offenheit, Kreativität und auch den Mut, Liebgewonnenes loszulassen, wenn es nicht mehr trägt.
Wo sehen Sie Ihre persönlichen Stärken? (Gottesdienst, Jugendarbeit, Beerdigung …)
Meine persönlichen Stärken liegen in drei Bereichen:
- Kirche mit Kindern
Schon früh habe ich in meiner Gemeinde ein besonderes Interesse für die Arbeit mit Kindern entwickelt. Gemeinsam mit Pfarrerin Ulrike Baldermann biete ich regelmäßig das Format „Story for Kids“ an – ein Angebot für Kinder im Vorschul- und Grundschulalter. Dieses findet alle drei Monate statt und ist bei Eltern und Kindern sehr beliebt – alle Plätze sind stets ausgebucht. Auch meine Osteraktion, die Teil meines Gemeindeprojekts war, wurde sehr gut angenommen. Mir liegt es am Herzen, biblische Geschichten kreativ, lebendig und altersgerecht zu vermitteln und dabei Räume für Begegnung und Fragen zu öffnen.
- Seelsorge
Ein weiterer Schwerpunkt meiner Arbeit ist die Seelsorge. Durch die Ausbildung hatte ich die Möglichkeit, verschiedene seelsorgliche Situationen kennenzulernen – im Einzelgespräch, im Krankenhausbesuch oder bei Krisen. Ich bringe eine große Offenheit und Einfühlsamkeit mit und habe festgestellt, dass ich Menschen gut zuhören und ihnen in herausfordernden Lebenssituationen zur Seite stehen kann. Ich kann mir sehr gut vorstellen, mich in diesem Bereich weiterzubilden und die seelsorgliche Begleitung zu einem festen Bestandteil meines pfarramtlichen Handelns zu machen.
- Kasualien – insbesondere Taufen und Beerdigungen
Besonders gerne gestalte ich Kasualien. Die Taufvorbereitung und das Gespräch mit den Familien empfinde ich als eine schöne und bedeutsame Aufgabe. Ich freue mich, gemeinsam mit ihnen individuelle Tauffeiern zu gestalten und über den Sinn und die Verheißung der Taufe ins Gespräch zu kommen. Auch Beerdigungen liegen mir am Herzen. Ich sehe es als eine wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe an, Menschen in Zeiten der Trauer zu begleiten, ihnen Trost zuzusprechen und einen würdigen Rahmen für Abschied und Erinnerung zu schaffen.
Wenn Sie nicht Kirche machen, was machen Sie dann? (Gibt es ein Leben neben der Kirche?)
In meiner Freizeit treffe ich mich gerne mit Freunden und Familie oder gehe meinen Hobbys nach – eigentlich mache ich vieles, was andere in meinem Alter auch tun. Ich gehe gerne shoppen, backe, treibe Sport und lese.
Außerdem bin ich ein großer Fan von Animes und Mangas. Besonders gerne schaue ich mir meine Lieblingsfolgen von Naruto oder One Piece an. Auch das Superhelden-Universum hat es mir angetan – sowohl DC als auch Marvel faszinieren mich. Genauso liebe ich epische Filmreihen wie Herr der Ringe oder Star Wars, die ich mir gerne auch mal am Stück ansehe.
Natürlich dreht sich nicht alles in meinem Leben um die Kirche – und doch finde ich auch in meiner Freizeit gerne Momente der Stille, in denen ich zur Ruhe komme und im Gebet meditiere.
Ihr Lieblingspsalm?
Mehr als alles andere behüte dein Herz; denn von ihm geht das Leben aus. – Sprüche 4,23
Foto: Jörg Eilts
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