22/10/2025 0 Kommentare
(Nicht) Willkommen in Fremdistan
(Nicht) Willkommen in Fremdistan
# Neuigkeiten

(Nicht) Willkommen in Fremdistan
Seit Montag gibt es in der VHS Marl einen temporären Escape-Room: Diakonie und Stadtverwaltung laden ein ins Ungewisse: „Unbekanntes Unbehagen“ wurde vor drei Jahren von der Flüchtlingshilfe Bonn zusammen mit Geflüchteten entwickelt. Die Teilnehmenden finden sich plötzlich in der Rolle von Asylsuchenden wieder, die sich ihre Aufnahme in die Republik „Fremdistan“ hart erarbeiten müssen.
Lars Brechner, Julia Wienke und Helene Langenkamp aus dem Team Auszeit Paulsörter 23 sitzen sie in einem engen Gang zwischen Sperrholzplatten und Zimmerwand. Flüchtlingshelferin Britta Porbatnik-Schmelter erklärt die Spielregeln, bevor sie an Omar Youssef übergibt. Der gebürtige Syrer mimt den Grenzbeamten, und das überzeugend. Ungeduldig redet er in arabischer Sprache auf die Antragsteller*innen ein, konfisziert ihre Handys, mahnt zur Eile und fordert mit Gesten dazu auf, Einweghandschuhe an- und Sneaker auszuziehen. In quietschgrünen Badelatschen geht es los in den ersten Raum, wo verwirrende Formulare ausgefüllt werden müssen. Mehr wird nicht verraten – es wird noch spannend und unheimlich.
Sascha Janz, der das Projekt von diakonischer Seite koordiniert, möchte erreichen, dass „Menschen miteinander statt übereinander reden“ – im realen Leben wie auch im Escape-Room, denn ohne Kooperation untereinander, ist das Rätsel nicht zu lösen. Für Paula Lingscheid von der Stadt Marl steht die „Empathiebildung“ im Vordergrund. Ihr Kollege Demiz Tekmen bezeichnet den Escape-Room als eine Form von Extremismus-Prävention.
Tief beeindruckt verlassen die Mitarbeitenden vom Paulsörter den Escape-Room. Sie konnten sich „richtig gut in die Geflüchteten reinversetzen“. Für sie ist das Projekt eine „kreative Methode, um ein gesellschaftlich wichtiges Thema erlebbar zu machen“ - „Das wirkt nachhaltiger als jede Schulung.“
„Unbekanntes Unbehagen“ gastiert dreieinhalb Wochen in Marl. Noch bis zum Wochenende wird es von Mitarbeitenden der Diakonie ausprobiert, in der nächsten Woche ist die Stadt Marl am Zug, bevor der Escape-Room Anfang November für alle Marler geöffnet wird. Omar Youssef wird dann nicht mehr als Grenzbeamter zur Verfügung stehen – am 1.11. beginnt seine Ausbildung zum Pflegefach-Assistenten in Recklinghausen. (DW)
Kommentare