Kreissynode: Einführung von Assessorin Pfarrerin Kirsten Winzbeck
Die Fusion der benachbarten Kirchenkreis rückt näher
RECKLINGHAUSEN - Vor Beginn der Finanzberatungen führte die scheidende Superintendentin Katrin Göckenjan-Wessel in einem Gottesdienst in der Christuskirche ihre Stellvertreterin Pfarrerin Kirsten Winzbeck in ihr Amt als Assessorin ein. (v.r.: Dr. Ulrike Preuß, Pfarrer Eugen Soika, Pfarrerin Kirsten Winzbeck, Superintendentin Katrin Göckenjan-Wessel, Synodalpredigerin Pfarrerin Barbara Seydich und Verwaltungsleiter Jürgen Bahl.)
Göckenjan-Wessel war am vergangenen Buß- und Bettag auf der Landessynode in ihr neues Amt als theologische Oberkirchenrätin und Personaldezernentin gewählt worden. In der Nachfolge von Petra Wallmann wird sie ab 1. April 2020 für rund 1200 Pfarrerinnen und Pfarrer zuständig sein.
Die juristische Ortsdezernentin Barbara Roth berichtete den Synodalen von den Beratungen der Landessynode und legte bei ihren Ausführungen einen Schwerpunkt beim Thema „sexualisierte Gewalt“, mit dem die Evangelische Kirche offensiv das Thema Missbrauch in den eigenen Reihen angehen will.
Mit Blick auf die seit Jahrzehnten gemeinsam von Stadt, Kirche und Bürgerschaft durchgeführten Mahn- und Gedenktage im November stellte Bürgermeister Christoph Tesche in seinem Grußwort fest, er „habe leider nicht den Eindruck, dass es wirklich die Menschen erreicht, die es erreichen muss. Das macht mir Sorge.“ Im Neben- und Miteinander der verschiedenen Kulturen in der Stadt „dürfen wir unsere eigene Kultur nicht vergessen“, erinnerte der Bürgermeister. „Wir werden zur ethischen Urteilsbildung beitragen“, versicherte Göckenjan-Wessel dem Stadtoberhaupt.
Gründung eines gemeinsamen Kirchenkreis-Verbands
Der ebenfalls scheidende Superintendent Dietmar Chudaska aus dem benachbarten Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten berichtete von der Diskussion über den Beschluss zur Gründung eines gemeinsamen Verbandes: „Uns ist deutlich geworden, dass der Verband nicht nur aus finanziellen Gründen gegründet wurde. Er hat die Bereitschaft gestärkt bei der Frage, wie beide Kirchenkreise strukturell näher zusammen kommen.“
In der späteren Diskussion stimmten die Delegierten der Gründung eines Verbandes zu und sprachen sich für ein „Stellungnahmeverfahren“ aus, in dem sich die Presbyterien und verschiedenen kirchlichen Dienste und Referate an der Ausgestaltung der Satzung und der Finanzierungsstruktur beteiligen können.
Beschlüsse der vorangegangenen Landessynode
Die Kreisdelegierten Presbyter Heinz Waschhof und Pfarrer Martin Giesler berichteten von weiteren Meilensteinen, die die Landessynode beschlossen hat: Die verbindliche Einführung der Trauung gleichgeschlechtlicher Paare sowie von Paaren, bei denen ein Ehepartner nichtchristlich ist. Die Einführung der biblischen Formulierung „Brot und Kelch“ statt „Brot und Wein“ beim Abendmahl, um das Sakrament für alle, auch für Kinder, zugänglich zu machen. Darüber hinaus die Beförderung der interkulturellen und interreligiösen Zusammenarbeit auf allen Ebenen, beispielsweise auch mit der Neuapostolischen Kirche, die seit diesem Jahr mit einem Gaststatus bei der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) vertreten ist. In der ausdrücklichen Unterstützung der Klimaschutzbewegung „Fridays For Future“, einen deutlich verbesserten Klimaschutz in den Kirchen nach dem Leitmotto „Churches For Future“. Und nicht zuletzt eine stärkere Kooperation mit den unterstützenden Netzwerken für Flüchtlinge wie beispielsweise „United In Rescue“.
Klimaschutz
„Unter dem Klimawandel leiden vor allem die Ärmsten dieser Welt“, sagte der Umweltbeauftragte Hans-Jürgen Hörner. Im Sinne der Generationengerechtigkeit müsse alles getan werden, um den nächsten Generationen eine lebenswerte Umwelt zu erhalten. Dem Beschluss der westfälischen Landeskirche, die als Leitsatz formulierte: „Wir wollen als Kirche unseren konsequenten Beitrag dazu leisten, dass das 1,5 Grad-Ziel noch erreicht wird“, entsprechend gehöre die Einführung und Weiterführung kirchlicher Umwelt- und Energiemanagement-Systeme genauso auf die Tagesordnung wie die Gewinnung erneuerbarer Energien beispielsweise auf Kirchengebäuden und Land im Besitz der Kirche, die umwelt- und klimafreundliche Gestaltung von Mobilität, eine umfassende ökologische und faire Beschaffung sowie Bildungs- und Bewusstseinsarbeit für einen klimafreundlichen Lebensstil, so Hörner. Entsprechend habe die Landessynode auch eine Beteiligung am bundesweiten Klimaaktionstag am 29. November mit Andachten, Aktionen und Teilnahme an Demonstrationen empfohlen.
Die Synode hat den Ausschuss für Gesellschaftliche Verantwortung beauftragt, Kriterien zu entwickeln, damit alle kirchlichen Handlungen auf ihre Auswirkungen für den Klimaschutz hin überprüft werden können. Einen dem entsprechenden richtungsweisenden Beschluss zum Klimaschutz wie auch die Entwicklung eines entsprechend möglichst nachhaltigen, effizienten und zukunftsfähigen Mobilitätskonzepts verabschiedeten die Delegierten nahezu einstimmig.
Finanzen
„Die Rücklagen lassen uns genügend Zeit, in Ruhe die nötigen Steuerungsmaßnahmen zu tätigen“, sagte Pfarrer Burkhard Müller, Vorsitzender des kreiskirchlichen Finanzausschusses in seinem Bericht. Vor dem Hintergrund eines prognostizierten deutlichen Rückgangs der Kirchensteuermittel und des dauerhaften Drucks der demographischen Perspektive warb Müller für eine deutlich zurückhaltendere Finanzplanung in den nächsten Jahren.
Die Delegierten verabschiedeten den Haushaltsplan 2020 in Höhe von rund 14,8 Millionen Euro wie auch den Haushaltsplan des Verbunds der Kindertagesstätten mit rund 13 Millionen Euro.
Innovation und Stiftungen
Für die kirchliche Stiftung „ernten und säen“ stellte Kreissynodalvorstand und Stiftungsratsvorsitzende Dr. Ulrike Preuß ein Vermögen von rund 1,8 Millionen Euro fest, das sich auf die Dachstiftung mit rund 300.000 Euro und weitere 27 Unterstiftungen verteilt. Mit ihr werden satzungsgemäß kirchliche und diakonische Projekte gefördert, die beim traditionellen Empfang des Evangelischen Kirchenkreises zum Buß- und Bettag vorgestellt werden.
Diakoniepfarrer Dietmar Kehlbreier stellte den von Evangelischem Kirchenkreis und Diakonie neu ausgerufenen „Diakoniepreis 2020“ zur Förderung diakonischer Ideen und Initiativen vor. Er ist mit 2000 Euro dotiert und wird aus kreiskirchlichen Kollekten gespeist. So soll das gespendete Geld, versehen mit besonderen Aufmerksamkeit und Wertschätzung, zurück an die Kirchengemeinden fließen.
Superintendent Dietmar Chudaska warb für den aktuell durch die Landeskirche eingerichteten Fonds „teamGEIST.jetzt“, der mit einem Startkapital von drei Millionen Euro ein Start-up „für die Kirche von morgen“ auf den Weg bringen will und im Zeitraum von 2020 bis zum Jahr 2025 Gemeinschaften und Projekte fördert, die inspirierend nach innen und außen wirken und neue Formen christlichen Lebens entwickeln. Die ersten Förderpreise sollen am Reformationstag (31. Oktober) 2020 vergeben werden.
Die Kollekte des Tages ging in Höhe von 526,22 Euro als Spende der Kreissynode an die jüdische Gemeinde Recklinghausen für die Erstellung einer neuen Thora-Rolle. GH